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Buchrezensionen

Praxishandbuch Demenz:

Elisabeth Stechl, Catarina Knüvener, Gernot Lämmle, Elisabeth Steinhagen-Thiessen, Gabriele Brasse

Mabuse-Verlag - Frankfurt/Main - 2012

Preis: 37.90 €

 

Wenn sich ein Buch über Demenz eigentlich an Ärzte richtet, muss es für Ergotherapeuten nicht minder interessant und ergiebig sein. Ob das auch auf das Praxishandbuch Demenz zutrifft, verrät Gudrun Schaade in ihrer Rezension.

 

Zugänge finden

Die Autorinnen und Autoren liefern eine umfassende Zusammenstellung vieler Fragen rund um die Demenzerkrankung. Zunächst beschreiben Sie die Hintergründe, wie Erkrankte ihre Demenz erleben, wie Ärzte durch geschickte Gesprächsführung Zugänge zu den Betroffenen schaffen und sie einfühlsam aufklären. Auch Therapeuten können von den Anregungen zur richtigen Gesprächsführung profitieren, gerade bei herausforderndem Verhalten. Wertvolle Kapitel helfen bei der Erfassung von Schmerzen, erklären die Besonderheit im Bereich der Sterbebegleitung und vermitteln erschöpfend verschiedene Krankheitsbilder, die auch für Therapeuten sehr wichtig sind.

 

Fragen nach rechtlichen Aspekten und nach Sozialleistungen widmen die Autoren zwei eigene Kapitel. Der Anhang enthält praktische Arbeitsinstrumente in Form der wichtigsten allgemeinen Tests und Beurteilungsbögen über Schmerzerfassung. Die Darstellung der Diagnostik und der medikamentösen Therapie kann für Therapeuten sehr hilfreich sein.

 

Allerdings wäre es wünschenswert, eine Erwähnung der Ergotherapie bei schwerer Form der Demenzerkrankung bis hin zur Immobilität zu finden. Sinnvoll wäre zudem eine kurze Betrachtung der besonderen Problematik Demenzkranker im Akutkrankenhaus – nicht selten bringen sie das Krankenhauspersonal an seine Grenzen. Zuletzt hätten die Oase-Projekte als Versorgungsform von immobilen, schwerst demenzkranken Menschen Erwähnung verdient.

 

Fazit

Insgesamt erfasst das Buch beinahe alle Bereiche der Demenzerkrankung und ist für alle Menschen zu empfehlen, die mit demenzkranken Menschen zu tun haben. Auch für Therapeuten lohnt die Lektüre. Sie können ihr Hintergrundwissen über die demenzielle Erkrankung erweitern und es jederzeit als Nachschlagwerk nutzen. Die vielen Fallbeispiele machen das Gesagte noch deutlicher begreifbar.

 

Gudrun Schaade, Hamburg

Ergotherapeutin April 2013


 

Therapeutische Empfehlungen für Menschen mit Demenz.

Selbsterhaltungstherapie (SET) im Krankenhaus

Verlag W. Kohlhammer GmbH Stuttgart, 1. Auflage 2018, 213 Seiten

Barbara Romero, Michael Wenz

 

Frau Dr. Barbara Romero ist vielen Menschen, die mit Demenzerkrankten zu tun haben, bekannt. Frau Dr. Romero ist Neuropsychologin und hat an der technischen Universität München schon vor 30 Jahren sich mit der Situation von demenzkranken Menschen beschäftigt, das Therapiezentrum Bad Aibling gegründet und das Behandlungsprogramm der Selbsterhaltungstherapie für Demenzkranke und deren Angehörigen (SET) entwickelt. Dr. Michael Wenz ist schon viele Jahre am Therapiezentrum der Schön Klinik Bad Aibling tätig und hat mit Frau Dr. Romero zusammengearbeitet.

 

In diesem Buch geht es zunächst um die Darstellung der Demenz und deren multifaktoriellen Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten. Es geht um die kognitive Beeinträchtigungen und neuropsychiatrische Symptome, die sehr schön und verständlich erklärt werden. Auch die Beschreibung der Medikation ist gut verständlich.

 

Im Kapitel 3 geht es um die Selbsterhaltungstherapie. Bei der SET geht es um die Teilhabe am täglichen Leben. Die Erklärung dazu erscheint mir für Laien allerdings etwas schwierig. Man muss sich gut einlesen, dann liest sich aber das gesamte Buch sehr flüssig. Viele Begriffe, mit denen man konfrontiert wird, wie z.B. Resilienz und Salutogenese werden gut erklärt.

 

Dann geht es um die Hilfestellung für Angehörige. Sie kann durch die Ausführungen in dem Buch für diese Menschen sehr hilfreich sein. Spannend ist, dass auch Frau Dr. Romero die gleichen Empfehlungen ausgibt, die wir als Ergotherapeuten im Blick haben. „Orientieren Sie sich an erhaltenen Fähigkeiten und nicht an Defiziten!“ Es gibt viele Beispiele und eine schöne Metapher über die Massage eines kranken und eines gesunden Beins, dass diese Empfehlung unterstreicht. Es geht um das Verhalten von Pflegenden und die Einbeziehung der SET bei ihnen. Wiederum machen viele Beispiele das Lesen sehr angenehm und lockern auf.

 

Als nächstes Thema geht es um Demenzerkrankte im Krankenhaus und Rehaeinrichtungen. Der Psychiater Dr. Wojnar hat einmal gesagt: „Demenzkranke“ gehören nicht ins Krankenhaus und das Gleiche sagt Frau Dr Romero. Das ist sicher richtig, aber es gibt viele Gründe, dass Demenzkranke doch einen Krankenhausaufenthalt benötigen, was für die Kranken selbst und für die Pflegenden eine große Herausforderung darstellt. Der Anteil an Demenzkranken im Krankenhaus nimmt ständig zu. Es wird im Buch sehr intensiv auf die Risiken und Belastungen der stationären Krankenhausbehandlung von Demenzkranken hingewiesen. Es wird auf spezielle Stationen für Demenzkranke eingegangen und auf das Entlassmanagement, das spezielle Bedürfnisse der demenzkranken Menschen berücksichtigen muss. Dieses Thema wird im Bereich der Demenzarbeit sonst wenig beachtet. Was auch zu bemerken ist, dass Frau Dr. Romero auf den „Drehtüreffekt“ im Bezug auf die Entlassung und wieder Aufnahme der demenzkranken Patienten eingeht.

 

Zusammenfassend kann man sagen, dass das Buch sehr gut zu lesen ist, es ist professionsübergreifend und für alle wirklich interessant, auch für Ergotherapeuten gibt es manches Neue zu erfahren, z.T. sehr praxisnah und hilfreich wie die Beschreibung von Bad Aibling. Verschiedene Konzepte werden angesprochen, wie man den Krankenhausaufenthalt besser gestalten kann. Viele praktische Anregungen helfen zum besseren Verständnis der Lage der Demenzkranken im Krankenhaus. Es gibt am Ende des Buchs viele interessante Anlagen. Was mir als Ergotherapeutin allerdings fehlt, ist der Hinweis auf die abnehmende Körperwahrnehmung, die man während der Krankheit stabilisieren muss.

Ich halte das Buch für sehr lesenswert.

 

Gudrun Schaade

Hamburg, den 28.1.2019


 

Menschen mit Demenz nach Hüftfrakturen.
Mabuse-Verlag, 2010, Alfred Mägerl, Gernot Lämmler, Elisabeth Steinhagen-Thiessen

Schon allein durch den Titel wird man neugierig, denn die Hüftfrakturen bei demenziell erkrankten Menschen macht allen, die sich mit demenzkranken Menschen befassen, große Probleme.


Das Buch ist sehr übersichtlich aufgebaut. Es führt zunächst in das Forschungsprojekt FRANZ ein, gibt dann einen sehr klaren Überblick über die Demenzerkrankungen und wie man den Umgang mit Menschen, die an dieser Erkrankung leiden, gestalten soll. Als nächstes wird sehr verständlich das Thema anatomische und chirurgische Probleme der hüftnahen Frakturen erklärt. Sehr praxisnah wird der Einsatz von Hilfsmitteln und Hilfestellung durch Aktivitäten des täglichen Lebens dargestellt.


Man kann davon ausgehen, dass allen Lesern dadurch Hilfestellung gegeben werden kann, die sich mit der Nachsorge von Hüftfrakturen auch ohne demenzielle Erkrankung, aber natürlich besonders bei Demenzerkrankungen auseinandersetzen müssen. In dem Buch wird erläutert, dass leider nur die Mobilisation von Menschen mit beginnender und mittlerer Demenz in dem Forschungsprojekt beobachtet werden konnte. Dadurch fehlt natürlich ein ganz großer Bereich, da Menschen mit schwerer Erkrankung überhaupt nicht mehr über verbale Aufforderungen zu erreichen sind. Sie stehen nach den Operationen aus den Betten auf, wie auch im Buch angedeutet und oft bleibt nur noch die Möglichkeit, sie zu sedieren.

Außerdem ist es bei schwerer demenzieller Erkrankung schon bei Menschen ohne Hüftprobleme schwierig, sie zum Aufstehen und zum Hinsetzen zu bewegen, da diese Umsetzung im Verständnis und in der Körperwahrnehmung sehr stark eingeschränkt ist. Hier können sicher einige der Hilfsmittel, die im Buch aufgeführt sind helfen, wie z.B. das Arthrodesenkissen. Vielleicht kann in einer Neuauflage darüber berichtet werden, da dann das Forschungsprojekt FRANZ nicht mehr der Beobachtung dieser Menschen im Wege steht. Der Hinweis darauf wird auch in diesem Buch gegeben.


Das Einzige was fehlt ist der Hinweis, dass alleine schon durch die Narkose eine Verschlechterung der Demenzerkrankung entstehen kann und man dadurch nach einer Hüftoperation noch größere Probleme im Bereich der Demenz erwarten muss.


Das Buch ist so geschrieben, dass auch Laien es verstehen und also auch Angehörige sich dadurch informieren können. Es ist nicht so dick, so dass man es relativ schnell lesen kann und doch viele Informationen erhält. Ich denke, dass das Buch in die Hände aller Menschen gehört, die sich mit demenziell erkrankten Menschen befassen.

 

Gudrun Schaade, November 2010